Übersicht Reiseberichte
Ausgangsbetrachtung
Blick auf Singapur vom Tiger Sky Tower auf Sentosa
Im sauberen und emotional kalten Singapur
Indonesien/Lombok/Senggigi 22.12.2013
Singapur Changi Airport
Mein Abflug von Phuket nach Singapur klappte wunderbar. Ich war gegen fünf Uhr früh aufgestanden und von meinem liebgewonnenen Resort in Khao Lak per Taxi zum Flughafen gebracht worden. Dort kam ich aufgrund der großzügigen Zeitberechnung des Hotels viel zu früh an und hatte Zeit ohne Ende zur Verfügung. Der Flug verlief problemlos und ich landete nach ungefähr eineinhalb Stunden wohlbehalten am Changi Airport in Singapur. In dieser Zeit fühlte ich mich ein wenig einsam und verlassen. Die Hauptfrage nach Ankunft in einer fremden Stadt ist immer jene nach dem Transfer. Ich war auf eine kleine Reise mit dem MRT (Mass Rapid System) eingestellt und erkundigte mich beim Informationsschalter. Dort wurde mir der Shuttle-Service per Bus um neun Singapur-Dollar direkt zum Hotel angeboten, den ich sofort annahm. Hier funktionierte einfach alles perfekt. Viel früher als ich dachte, kam ich im York-Hotel an, das ich für fünf Tage gebucht hatte. Die Anfahrt dauerte zwar eine Weile, doch ich genoss diese als eine Art ersten Sightseeing-Trip. Gleich fiel mir auf, was mir ohnehin vorher von jedermann bereits erzählt worden war. In Singapur ist es sehr sauber, was ich begrüße, und alles läuft geordnet und komplikationslos ab. Von einem Chaos und Wirrwarr, wie ich es aus anderen asiatischen Staaten kannte, konnte keine Rede sein.

Orchard Road
Der Empfang im Hotel war kalt und unfreundlich. Als ich meinen Koffer in die Eingangshalle trug – der Empfangsdiener öffnete zwar die Tür, übernahm das Gepäck aber nicht – war ich leicht geschockt, denn ich blickte in eine schmucklose Halle mit der Rezeption am Ende. Ich hatte mir nichts Besonderes erwartet, da ich auch diesbezüglich schon vorgewarnt worden war, doch immerhin bezahlte ich 164 Euro pro Nacht. Mein erster Eindruck bestätigte sich an der Rezeption. Man verlangte von mir, was zu verlangen war, man gab mir, was mir zu geben war, aber mehr auch schon nicht. Die Damen und Herren waren gut gestylt, emotionslos höflich, aalglatt und sonst weitgehend desinteressiert. Ich bekam einen Code-Schlüssel und musste mir mein Zimmer mit dem Gepäck an der Hand selber suchen. Es war unfassbar und unglaublich, doch meine Menschenkenntnis sagte mir sofort, dass diese Leute in dieser Art gestrickt sind und jegliche Beschwerde ergebnislos geblieben wäre. Dann funktionierte das Internet nicht sofort wie gewünscht und ich hatte doch einige Diskussionen an der Rezeption und einen immensen Zeitverlust obendrein. Einer der aalglatten Rezeptionisten meinte, ich müsse für ein gutes Internet und eine bessere Leistung eben aufzahlen. Ich muss zugeben, dass diese Menschen sehr hart für mich waren, und ich hätte in diesem Moment gerne eine tröstende Seele an meiner Seite gespürt. Die Leute wären eine wahre Fundgrube für jeden Psychiater gewesen.

Royal Thai Embassy, Orchard Road 370
Es machte wenig Sinn, weiter schlechte Gedanken zu verfolgen. Ich packte das Nötigste aus und verließ das Hotel. Das einzig wirklich Besondere am Haus war seine Lage. Keine zehn Minuten später war ich inmitten der größten und besten Einkaufsmeile der Stadt, der Orchard Road. Hier herrschte bereits vorweihnachtlicher Einkaufsbetrieb. Die Prachtstraße war geschmückt, es gab allerorten große Weihnachtsbäume und die Luxus-Labels lieferten sich einen gnadenlosen Konkurrenzkampf um die Kunden. Wenn nicht diese Herzlosigkeit zu spüren gewesen wäre, hätte man fast sagen können, es wäre hier nahezu perfekt. Es lag kein Müll herum, die Mistkübel wurden laufend geleert, man musste sich nicht vor Taschendieben oder Überfällen fürchten, nur die schönsten und besten Geschäfte waren auszumachen und ein Wolkenkratzer war imposanter als der andere. Es war beeindruckend, aber ich war nicht beeindruckt. Dann sah ich etwas mir sehr Bekanntes, das Hinweisschild mit dem Aufdruck „Royal Thai Embassy, Orchard Road 370“. Die Thailändische Botschaft hatte in dieser vornehmen Gegend ihren Sitz. Nach zwei Stunden hatte ich vorerst genug gesehen und kehrte ins Hotel zurück.

Blick auf die Skyline vom Singapore Flyer
Singapur ist ein Insel- und Stadtstaat und der flächenmäßig kleinste Staat Südostasiens. Er ist Mitglied im Commonwealth of Nations. Sein Name entstammt dem Sanskrit und bedeutet Löwenstadt. Die Staatsfläche beträgt derzeit rund 710 Quadratkilometer, wobei die Landgewinnung eine große Rolle spielt. Das Erdmaterial wird von eigenen Bergen, dem Meeresboden oder von Nachbarstaaten entnommen und im angrenzenden Meer aufgeschüttet. Dadurch stieg die Landfläche von ursprünglich 581,5 Quadratkilometer in den 1960er Jahren auf den aktuellen Wert und soll bis ins Jahr 2030 noch auf rund 800 Quadratkilometer anwachsen. Die Gesamteinwohnerzahl beträgt ungefähr fünfeinhalb Millionen Menschen, von denen mehr als drei Viertel chinesisch-stämmig, knapp 14 Prozent Malaien und etwa 8 Prozent Inder sind. Der Rest verteilt sich auf weitere ethnische Gruppen. Die verbreitetsten Religionen sind der Buddhismus (33%), das Christentum (18%), der Islam (15%), der Taoismus (11%) und der Hinduismus (5,1%).

City-Hopper Bus
Am 1. April 1867 wurde Singapur vor dem Hintergrund weiterer territorialer Expansionen zur britischen Kronkolonie. Bald wuchs die Bedeutung Singapurs als Umschlaghafen aufgrund seiner geographischen Lage entlang der verkehrsträchtigen Schifffahrtswege zwischen China und Europa. Im Jahr 1881 betrug die Einwohnerzahl ganz Singapurs 172.993. Nach einem kurzen japanischen Interregnum im Zweiten Weltkrieg kam Singapur im Jahr 1945 wieder unter britische Herrschaft. Am 1. September 1963 wurde das Land vom Vereinigten Königreich unabhängig und am 9. August des Jahres 1965 erkannte Malaysia als erster Staat seine Souveränität an.

Viele Gesetze Singapurs sind sehr streng und mit zum Teil horrenden Strafen für vergleichsweise geringe Vergehen belegt. In der Praxis werden diese kaum durchgesetzt und dienen eher der Abschreckung.

Der internationale Flughafen „Singapore Changi Airport“ ist einer der größten Flughäfen Asiens und stellt ein wichtiges Drehkreuz zwischen Europa und Südostasien beziehungsweise Ozeanien dar (Quelle: Wikipedia).

Singapore Flyer
Der erste volle Tag in Singapur lag vor mir. Das Frühstück war genau in der Art, wie ich es erwartet hatte. In einem Hoteldurchgang waren jeweils seitlich Plätze eingerichtet und eine Horde Personal überwachte, dass ja kein Unbefugter sich am mäßigen Buffet bediente. Lieblos lag das Besteck auf einer Serviette am Tisch. Alles schien abgezählt und rationiert. Eine weitere Serviette musste man gesondert verlangen, wie auch teilweise frisches Besteck. Man versuchte, mir auch immer einen Platz zuzuteilen, was ich geflissentlich ignorierte. Nach dem Frühstück hatte ich erneut eine „Session“ mit meinem Notebook an der Rezeption. Das Personal bemühte sich jetzt ein wenig mehr und stellte mir eine Help-Line der betreuenden Gesellschaft zur Verfügung. Nachdem ich auch das überstanden hatte, konnte es endlich losgehen.

Ausgestattet mit einem Stadtplan marschierte ich zur Orchard Road und wartete auf einen City-Hopper Bus der grünen Linie, der keine zehn Minuten später vorbeikam. Ich stieg auf und besorgte mir ein 24 Stunden Ticket, das auch für andere Linien galt. Die Stadtrundfahrt ging die gesamte Orchard Road entlang, vorbei an unzähligen Hotels, Wolkenkratzern und öffentlichen Gebäuden, sowie am gesperrten Istana Park, dem Sitz des Präsidenten.
Marina Sands Skypark
Später kamen wir am Flyer vorbei, einem überdimensionalen Riesenrad in perfekter Technologie, das bereits nahe am Meer liegt. Beeindruckend auch der Marina Sands Skypark, ein Plateau in schwindelerregender Höhe auf drei Türmen eines Hotels. Wir querten den Singapur River und fuhren in eine Straßenschlucht mit Hochhäusern ohne Ende, die fast ausnahmslos von Banken oder internationalen Unternehmen bewohnt waren. In der Gegend von Chinatown wurden die Häuser wieder niedriger, bunter und charaktervoller. Erneut querte der oben offene Bus, nachdem wir im Süden eine Art Rechteck ausgefahren waren, den Fluss. Auch in dieser Gegend standen sehr schöne Häuser und auf der rechten Seite befand sich die riesige Fort Canning Grünanlage. Über die Zion Road gelangten wir zum sehenswerten Botanischen Garten und kurze Zeit später war ich wieder am Ausgangspunkt der Rundfahrt angelangt. In der Zwischenzeit waren ungefähr eineinhalb Stunden vergangen. Ich saß oben am offenen Deck und fuhr nochmals weiter bis zum Flyer.

Weltkugel-Kunst am Weg zum Flyer
So einen geordneten Ablauf wie hier hatte ich vorher noch nirgends gesehen. Die Straßen waren vollkommen sauber, es gab im Grunde keine Staus und auch nichts offensichtlich Negatives zu erkennen. An und für sich wäre dagegen nichts einzuwenden, wenn diese Ergebnisse aus der Überzeugung der Menschen kämen und nicht aus bloßer Strafandrohung und autoritären Ausprägungen des Staatswesens. Doch im gesamten öffentlichen Raum und insbesondere in den öffentlichen Verkehrsmitteln findet man Verhaltensregeln über Sauberkeit, Freundlichkeit und allgemeines Verhalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich durch eine strikte Kontrolle des öffentlichen Lebens herzliche Freundlichkeit erzwingen lässt.

Am Programm stand für mich eine Fahrt mit dem Riesenrad in Singapur. In Wien hatte ich es noch niemals geschafft, daher stellte die Umrundung für mich hier eine Premiere dar. Doch bevor es soweit war, musste ich das Ticket besorgen und den stylischen Gang zum Einstieg im bunten Neonlicht durchschreiten. Da stand auch eine übermannshohe Weltkugel, die mit 1500 Stück einfachen Gegenständen aus dem Alltag bespickt war.
Am oberen Wendepunkt des Flyer
Dinge wie bunte Plastikschüsseln oder Autoreifen, die in lustiger aber organisierter Form platziert waren, sollten eine visuelle Resonanz zum Betrachter herstellen. Mir gefiel das Kunstwerk und es war ein perfektes Fotomotiv. Auch einige technische Angaben zum Rad waren daneben zu lesen. So beträgt der äußere Durchmesser des Flyer 150 Meter, und alleine der Radkranz wiegt an die 700 Tonnen. Am Kranz sind insgesamt 28 Gondeln à 30 Tonnen befestigt. Die Zeit für eine Umrundung beträgt ca. 30 Minuten.

Ich hatte eine Gondel für mich alleine. Leider war das Wetter nicht ganz klar und das Licht nicht wirklich optimal. Dennoch begann ich sofort nach dem Einstieg mit meinen Fotoaufnahmen. Jede Höhe bot andere Perspektiven und die Skyline von Singapur ließ sich sehr gut einfangen. Unter mir sah ich plötzlich einen Teil der Formel 1 Strecke, den ich sonst nicht bemerkt hätte. Das Rad ist eine technische Meisterleistung und arbeitete perfekt. Von der Gondel aus konnte ich die Funktionsweise genau beobachten. Am oberen Wendpunkt kam schon ein etwas mulmiges Gefühl auf, aber der Panoramablick auf das Meer, den Hafen und die Wolkenkratzer ist einzigartig.
Buddha Tooth Relic Tempel in Chinatown
Solche Erlebnisse schafften es, so manches Ärgernis meiner Reise wett zu machen. Nach gut einer halben Stunde war ich wieder am Boden und fuhr mit dem bereits wartenden Bus in Richtung Chinatown weiter.

Gleich am Eingang zur Chinatown steht der große Buddha Tooth Relic Tempel. Im Zentrum der Verehrung steht Maitreya, the Future Buddha. Leider waren die heiligen Figuren wegen Bauarbeiten nicht sichtbar und eine Fotomontage deckte die Baustelle ab. An beiden Seiten des Raumes sind in kleinen Schreinen jeweils Statuen von einhundert Buddhas in verschiedenen Positionen untergebracht. Wie gewohnt war es im chinesischen Tempel sehr bunt und farbenfroh und schon alleine deswegen ein Erlebnis. Im vierten Stock ist das Heiligtum ausgestellt, doch leider waren Fotoaufnahmen nicht erlaubt. Ein von Förderern und Anhängern gespendeter prachtvoller Stupa aus 420 Kilogramm Gold beherbergt die heilige Zahnreliquie. Einmal täglich wird der innere Altar von den Mönchen enthüllt, und die Besucher haben die Möglichkeit, das Heiligtum zu betrachten. Links und rechts gibt es erhöhte Flächen, auf denen jedermann meditieren kann. Über eine Treppe verließ ich den Tempel und landete an einem Seitenausgang mitten in Chinatown.
Chinatown Singapur
Da stand eine lange Reihe von Verkaufsständen, die allesamt sehr ordentlich und sauber aufgestellt waren. Nichts lag am Boden herum und selbst die Verkäufer schienen schaumgebremst zu sein, kaum einer, der mich belästigte. Ich wandelte eine Weile umher, betrachtete die erlesene Umgebung und fuhr später mit dem Bus weiter Richtung Hotel. Dieses hatte als zweiten Pluspunkt neben der Lage auch ein kleines Fitnesscenter, das ich regelmäßig aufsuchte.

Sentosa ist eine kleine im Süden vorgelagerte Insel Singapurs, die einerseits ein Naherholungsgebiet darstellt und andererseits eine Vielzahl von Vergnügungsmöglichkeiten bietet. Mit dem Bus ließ ich mich in diese kleine Wunder- und Kunstwelt bringen. Bereits die Einfahrt in die gigantische unterirdische Garage stellte ein Ereignis für sich dar. Ich musste mich konzentrieren, um nicht die Orientierung zu verlieren, da ich meinen Bus für die Rückfahrt wieder finden wollte. Eine Rolltreppe brachte mich wieder ans Tageslicht und ich stand mitten im Freizeitpark. Große überdachte Flächen, moderne Gebäudekonstruktionen und ein Überangebot an Sehenswürdigkeiten erwarteten mich.
Löwenskulptur des Merlions auf Sentosa
Ich ging am größten Aquarium Süd-Ost-Asiens vorbei, das seine Besucher mit rund 6.000 Fischen und Meerestieren aus über 300 verschiedenen Arten beeindrucken will. Beim Crane-Dance spazierte ich das Ufer entlang und staunte über die offensichtlich gute Wasserqualität und das Blau des Meeres. Die Seilbahn, die vom Mount Faber über bewaldete Hänge und das Meer auf die Insel führt, schwebte keine 300 Meter vor mir in der Luft. Auf einer Art überdachten Marktplatz auf zwei Ebenen waren so viele Lokale zu sehen, dass ich mich fragte, wer diese denn alle füllen sollte. Mich konnten sie nicht als Kunden gewinnen, da ich mich zum Lake of Dreams, einem Wasserfeld mit einer silbernen Kugel auf einer Scheibe und bizarren Skulpturen, weiter bewegte. Mit einer Rolltreppe ging es weiter zu einem dreigeschossigen Springbrunnen und von dort auf einen Platz, wo in großen bunten Lettern der Inselname aufgestellt geschrieben stand. Im Hintergrund sah ich die imposante Löwenskulptur des Merlions und daneben fuhr die Schwebebahn ein.

Tiger Sky Tower auf Sentosa
Vorbei am Merlion wanderte ich über eine Terrasse zu einer weiteren Wasserwelt, die bergab in Richtung der Strände führte. Das Wetter war sehr heiß und ein paar hundert Meter vor mir sah ich das Meer und Schiffe. Siloso und Palawan Beach liegen in dieser Zone. Die beiden Strände sind zwar nicht endlos, aber ich staunte erneut, was hier alles möglich ist. Heller feiner Sand und Palmen säumen das Ufer. Strandliegen und Badegäste waren ebenfalls zu sehen. Daneben führt parallel eine Straße. Weiter draußen ankerten im Meer unzählige Schiffe. Das Wasser schien dennoch sauber. Am Rückweg bemerkte ich eine Sommerrodelbahn vor dem Siloso Beach, die von einem Doppelmayr Sessellift aus Österreich gespeist wird. Daneben steht ein Gebäude, das mit dem Slogan „Anyone can fly“ Indoor Sky Diving anbietet. Innerhalb eines riesigen Zylinders wird über ein engmaschiges Stahlnetz turbinenartig Luft eingeblasen, welche die Menschen zum Fliegen animieren soll. Es dürfte nicht ganz einfach sein, aber ein junger Mann konnte es überzeugend demonstrieren. Seine Freundin hingegen hatte offensichtliche Probleme mit dem Fliegen. Danach ging ich den Weg zurück zum Merlion und fuhr mit einigen Rolltreppen eine kleine Anhöhe hinauf.
Universal Studios auf Sentosa
Man wollte mir Fotoserien mit ein paar bunten Papageien andrehen. Ich winkte ab. Am Platz oben befindet sich das Museum „Images of Singapore“, welches in bunten Farben und mit vielen Gesichtern die Geschichte des Stadtstaates illustrieren will.

Direkt vor dem Museum steht der „Tiger Sky Tower“, der mich gleich in seinen Bann gezogen hatte. Der 110 Meter hohe Turm ist Singapurs höchste Aussichtsplattform von dessen Spitze man bis nach Indonesien und Malaysia blicken kann. Johor Bahru in Malaysia liegt 30 Kilometer entfernt und Pulau Bintan in Indonesien 45 Kilometer. Insgesamt erhebt er sich 131 Meter über das Meeresniveau. Seine sich langsam drehende Kapsel kann bis zu 72 Personen aufnehmen und steigt mit 1,2 Meter pro Sekunde in die Höhe. An der Spitze lässt sich eine 360 Grad Aussicht genießen. Ohne lange zu zögern besorgte ich mir ein Ticket und stieg ein. Der Ausblick war grandios. Ich sah in alle Richtungen und konnte dadurch auch meine Orientierung schärfen. Leider ging es relativ bald wieder bergab, sodass ich mir kurzzeitig sogar überlegte, ein zweites Mal zu fahren.

Einer der Eingänge zur riesigen unterirdischen Parkgarage auf Sentosa
Ein anderes Highlight, das sich aber zeitlich für mich nicht mehr ausging, sind die Universal Studios. Wer will kann eine Reise durch sechs unverwechselbare Erlebniswelten unternehmen, in denen Mythen, Legenden, Kinderbuch-Charaktere und Comic-Helden zum Leben erwachen. Meine Zeit allerdings, ich hatte rund vier Stunden, neigte sich langsam dem Ende zu. Am Schluss spazierte ich noch eine Weile an der Waterfront entlang, die auch allerlei kleine Attraktionen und Ausblicke bereithält, bevor ich mich unter Tags in die Garage zum Busparkplatz begab.

Wieder in der City besuchte ich ein Fotogeschäft, um mir ein paar Kameras anzusehen. Die Entscheidung darüber verschob ich aber, da die Preise in Singapur nicht gerade günstig sind und ich andererseits auch weiteres Gewicht mit mir herumführen müsste.

Für den nächsten Tag hatte ich mir einen ausgiebigen Stadtrundgang vorgenommen. Als erstes Ziel steuerte ich Little India etwas weiter im Norden liegend an.
Selegie Road am Weg nach Little India
Erneut musste ich die zentrale Orchard Road nehmen, vorbei an der „School of the Arts Singapore“ (Sota) und dem Kunstmuseum bis zur Selegie Road. Diese kleine geschäftige Straße zog sich ewig, bis ich endlich den Eingang zu Little India fand. Hier stieß ich vorerst auf enge Gassen, viele bunte niedrige Häuser mit Holzläden, auf das Backpacker-Viertel und die Abdul Gafoor Moschee. Natürlich lagen im Eingangsbereich wieder dutzende Paar Schuhe herum, die mir die Lust auf einen Besuch sofort vergehen ließ. Immerhin sah ich erstmals auch eine Fußwaschstation, was als kleiner Fortschritt interpretiert werden kann. Die in Gelb und Grün gehaltene Moschee war von außen nett anzusehen und ich betrat nur den Bereich bis zur Schuhdemarkationslinie.

Viele Straßenbezeichnungen des Viertels leiten sich von den Namen ehemaliger britischer Gouverneure oder von Offizieren aus der Kolonialzeit ab. Davon zeugen Straßennamen wie Dickson Road, Dalhousie Lane oder Campbell Lane.
Little India Singapur
Natürlich ist so eine Gegend auch ein Angriff auf die Sinne. Neben den üblichen Obst und Gemüseangeboten werden Gewürze, Jasmin-Girlanden, Holzschnitzereien, bunte Seiden-Saris, sowie Silber- und Messingware feilgeboten. Wie gewohnt in Singapur, war es auch hier relativ sauber und die meisten Plätze frei vom sonst üblichen Müll und Dreck anderer Märkte. Mein Besuch in Little India hatte sich gelohnt und zufrieden wanderte ich zurück in den Süden.

Kaum aus dem Viertel draußen änderte sich das Stadtbild zu einhundert Prozent. Ich betrat kurz eine kleine Skulptur-Werkstätte und ging dann weiter zur Nationalbibliothek. In einem Buchgeschäft stöberte ich ein wenig bei den Reiseführern. Breite Boulevards und Wolkenkratzer waren meine Umgebung. In der Victoria Street stieß ich auf die Chijmes Hall, die von außen wie eine Kirche aussah, in Wirklichkeit aber eine perfekte Kulisse für große Catering-Events wie zum Beispiel Hochzeiten darstellte. Auch im Inneren sah alles wie bei einer kleinen Kathedrale aus, wobei im Raum jedoch Tische und Stühle für die Gäste gedeckt wurden.
Chijmes Hall Singapur
Eine große japanische Gesellschaft für die Organisation von Hochzeitsfeiern betrieb das kunstvolle Objekt. Eine tolle Idee, die ich als typisch für Singapur empfand. Rundherum gibt es einen schönen Gartenbereich mit schattigen Plätzen und einen kleinen Springbrunnen. Weiter ging die Reise zur Singapur-Chinesischen Handelskammer, die von außen am ersten Blick wie ein chinesischer Tempel aussah. Bunte Drachen in einem Wandrelief und zwei löwenartige Figuren begrüßten die Besucher am Eingang. Mein nächstes Ziel war die Marina Bay. Vorerst kam ich aber an der bemerkenswerten Feuerwehrzentrale und einem sechsstöckigen quaderförmigen Haus mit bunten Fensterläden vorbei. Das Gebäude wirkte wie aus dem Bilderbuch. Dann stand das längliche in einem Park gelegene Parlament vor mir. Dahinter türmen sich zahlreiche Wolkenkratzer. An der Bucht empfing mich von der anderen Seite das gewaltige Marina Bay Sands Hotel mit seinem Skypark. Ich befand mich nun am historischen Geburtsort der Stadt, wo die frühen Siedler arbeiteten und lebten. Auf einer Fläche von 105 Hektar konzentrieren sich viele Wahrzeichen, Parkanlagen, Denkmäler und wertvolle historische Strukturen von Singapur.
Relief am Eingang der Singapur-Chinesischen Handelskammer
Die schöne Cavenagh-Bridge führt zum imposanten Fullerton Hotel, von wo aus man einen Blick auf den Fluss werfen kann. Die Lage ist einfach großartig.

Langsam dachte ich an eine Rückkehr ins Hotel. Viele Kilometer lagen hinter mir und tolle Aussichtspunkte hatte ich gesehen. Einen kurzen Abstecher machte ich noch in den Fort Canning Park. Beim Istana Park erreichte ich wieder die Orchard Road und somit heimisches Gefilde. Jetzt hatte ich großen Hunger und suchte meine Bäckerei im Gewirr der Gänge der überdimensionalen Malls. Trotz intensiver Suche gelang es mir nicht, diese ausfindig zu machen. Ich war verzweifelt. Die Menschen schossen hin und her in ihrem Kaufrausch und ich inmitten ohne Chance auf meine Bäckerei. Das war ein voller Minuspunkt meines Tages und ich hatte plötzlich genug von Singapur. Alles kam mir so unwirklich wie in einem Film vor, leider aber mit mir als Hauptdarsteller.

Die Botanischen Gärten Singapurs waren mir schon bei der Busrundfahrt
Parlament Singapur
aufgefallen und ein Besuch gehörte zum Pflichtprogramm für mich. Sie liegen weiter im Nordwesten im Ortsteil Tanglin, waren für mich aber leicht zu Fuß zu erreichen. Die Gärten versinnbildlichen die üppigen Parkanlagen der tropischen Insel. Die Gründung geht auf das Jahr 1859 auf der Fläche einer aufgelassenen Plantage zurück. Heute haben die Gärten Bedeutung in den Bereichen Forschung und Ausbildung, Erhaltung und Naturschutz, sowie Erholung. Nach den vielen Kilometern des Vortages hatte ich mir vorgenommen, im Park ein weniger leiser zu treten. Ganz ohne Anstrengung ging es aber auch nicht, denn der Park weist eine Größe von 52 Hektar auf. Vorbei am schönen Eingangstor kam ich bald zu einem kleinen Sumpfgebiet und später zur historischen viktorianischen Gartenlaube aus Gusseisen am Schwanensee. Der kleine See stellt nicht nur eine wichtige Quelle für die Wasserversorgung des Gartens dar, sondern ist mit der Palmeninsel in der Mitte und der Skulptur der abfliegenden Schwäne auch ein echter Blickfang. Die Anlage bietet eine ganze Reihe herausragender Sammlungen von Pflanzen. Höhepunkte sind unter anderem der Orchideen Garten, der Ingwer Garten und der Garten über die Entwicklungsgeschichte. Ich sah auch große Kakteen, Yuccas und eine Palmenart mit riesigen regenschirmartigen Blättern.

Schwanensee in den Botanischen Gärten
Der sechs Hektar große Regenwald ist Teil der ursprünglichen Vegetation und liegt nur etwa zwanzig Minuten von den geschäftigsten Straßen der City entfernt. Die höchsten Bäume wachsen bis an die vierzig Meter in den Himmel. Am Ausgang steht ein über 150 Jahre alter Baumriese mit fast fünfzig Metern Höhe. Nicht weit davon entfernt befindet sich auf einer Anhöhe im Herzen Tanglins der achteckige Musikpavillon, der gerne für Hochzeitsfotos als Motiv benützt wird und ein kleines kultiges Wahrzeichen der Gärten darstellt. Zwei Skulpturen, „Girl-on-a-Bicycle“ und „Girl-on-a-Swing“, erregen die Aufmerksamkeit der Besucher ein paar Meter darunter. Fast schon am Ende des Rundgangs stieß ich auf eine herrliche beeindruckende Nibong-Palme, die vermutlich älter als 130 Jahre ist, und 25 Meter Höhe aufweist. Zum Schluss setzte ich mich unter einer großen alten Baum auf eine Bank hinter dem Schwanensee und ließ meine Gedanken zirkulieren. Ein Besuch einer großen Stadt ist immer irgendwie anstrengend und das wollte ich mit meinem Aufenthalt hier ein wenig ausgleichen. Die Gegend ist auch der Standort zahlreicher Botschaften, wie ich am Rückweg bemerken konnte. In unmittelbarer Nähe liegen die australische, die amerikanische, die englische und die chinesische Botschaft. Zufrieden streifte ich ein letztes Mal durch die Täler der Hochhäuser. Für den nächsten Morgen war mein Weiterflug nach Jakarta in Indonesien geplant.
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